Sieben Chakren. Hatten wir hier. Drei Gunas. Hatten wir hier. Die goldene Mitte dazwischen fehlt noch: Fünf Entwicklungsstufen der Energie. Im Sanskrit: Fünf Tattvas. In unserem Kulturkreis besser bekannt als die fünf Elemente: Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther.
Laut der vedischen Philosophie trennten sich nach dem Urknall – der übrigens durch die Schwingung der heiligen Silbe Om (gesprochen a-u-m) ausgelöst wurde, wodurch Pralaya, das “kosmische Ei”, zum Schlüpfen gebracht wurde – Brahman von Maya.
Brahaman ist das unveränderliche reine Bewusstsein, während Maya für alle Energie – und damit, konsequent gedacht, für alle Veränderung – steht. Leben ist Veränderung, Lebesenergie ist Prana. Die Illusion, dass alles bewusste Leben unterschiedlich ist vom universalen Bewusstsein namens Brahman, heißt Maya.
Die fünf Elemente
Maya ist also Energie. Alle Urmaterie, also die kleinste Untereinheit aller irdischen Materie, ist diese Energie. Diese Urmaterie wird auch Prakriti genannt. Und Prakriti setzt sich immer aus den drei Eigenschaften, den drei Gunas zusammen:
Tamas (Trägheit, Dunkelheit und Chaos), Rajas (Rastlosigkeit, Bewegung und Energie) und Sattva (Gleichgewicht, Harmonie und Frohsinn)
Dabei gibt es implizit eine Entwicklungsreihenfolge der Gunas: Das Träge kommt in Bewegung um in Harmonie zu kommen. Aus Tamas kann Rajas entstehen, aus Rajas kann Sattva entstehen. Und wenn das Guna Sattva nicht gepflegt wird, dann wird es faul, und damit wieder zu Tamas.
Und je nach Mischungsverhältnis der drei Eigenschaften – dem wirkenden Guna – ergibt sich ein Tattva, also ein Element. Die Elemente sind die Grundbestandteile aller irdischen materiellen Vorkommnisse. Also alle Materie und das was die Materie hier macht, inklusive des Lebens.
Hier sind die Elemente in ihrer Entwicklungsreihenfolge, und wie sie sich aus Guna zusammensetzen:
- Erde (Sanskrit: Prithvi): überwiegend Tamas
- Wasser (Sanskrit: Jala od. Apas): ausgewogen Tamas und Rajas
- Feuer (Sanskrit: Tejas od. Agni): überwiegens Rajas
- Luft (Sanskrit: Vayu): ausgewogen Rajas und Sattva
- Äther (“Geist”; Sanskrit: Akasha): überwiegens Sattva
Gleich vorneweg: Die TCM, also die Traditionelle Chinesiche Medizin, führt andere fünf Elemente: Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser. Im Nährzyklus, also wie sich die TCM-Elemente gegenseitig nähren: Holz nährt das Feuer, Feuer nährt Erde, Erde nährt Metall, Metall nährt das Wasser. Die TCM-Sicht der Elemente ist – für jetzt – in Business-Deutsch gesagt “none of our business”.
Was jedoch unser Business hier ist: Die fünf Tattvas hängen eng mit den Gunas zusammen. Das ist wenig überraschend. Die Offenbarung, dass die fünf Tattvas eng mit den sieben Chakren zusammenhängen, wird jetzt wohl auch nicht mehr Überraschung in sich beherbergen.
Vedische Philosophie und Weltsicht
Aber schauen wir uns jetzt die fünf Elemente im Detail an.
Im Detail: Die fünf Elemente
Feuer und Luft gelten als Elemente die das maskuline Prinzip unterstützen und als aktiv, elektrisch, positiv. Erde und Wasser gelten als die Elemente die das feminine Prinzip unterstützen und als passiv, magnetisch, negativ – dabei sind diese Begriffe “positiv” und “negativ” nicht wertend zu verstehen.
Element Erde – Prithvi
Lasst uns hier zunächst klar trennen was das Element Erde angeht und was den Planeten Erde angeht, und worauf sich das Erden, als Tätigkeit, bezieht.
Der Planet Erde ist die Urquelle allen irdischen materiellen Daseins. Als solches der Planet Erde die Heimat gleichermaßen aller fünf Elemente, ohne eines zu bevorzugen. Sich zu “erden” bezieht sich darauf in Resonanz mit dem Planeten Erde zu gehen, sich mit dem Planeten zu verbinden. Und wieder eins zu werden mit allem das auf dieser Erde ist.
Das Element Erde steht für Stabilität, Dauerhaftigkeit und Sicherheit. Es steht auch für methodisches und organisiertes Vorgehen. Und das materielle Auskommen im Leben oder die Verantwortung für das körperliche Wohlbefinden. Wasser ist dem Muladhara, dem Wurzelchakra, zugeordnet.
Wenn das Element Erde im Gleichgewicht ist, dann wird der Mensch diese Eigenschaften in einer für ihn selbst und sein Umfeld gesunden und verträglichen Art und Weise leben.
Zu wenig Erde führt zu Sturheit und Inflexibilität. Der Mensch wird alles fast schon krankhaft in Schemata und Hierarchien pressen. Er wird oft übertrieben perfektionistisch agieren, und alles und jedem mit Misstrauen begegnen.
Zu viel Erde führt Gier und Kontrollsucht. Der Mensch wird sich über andere Menschen hinwegsetzen, um sie zu kontrollieren und mehr von dem zu erhalten, was der Mensch in seiner Gier möchte.
Das Element Erde unterstützt eher das feminine Prinzip und wird daher oft aus diesem Gesichtspunkt als “weibliche Energie” bzw. als weibliches Element gesehen.
Element Wasser – Jala od. Apas
Das Element Wasser ist das Element des Gefühls und des Einfühlungsvermögens. Beim Element Wasser herrschen Intuition und Instinkt über den Intellekt. Dies ist auch insofern spannend, als Wasser dem Svadhisthana, dem Sakralchakra, zugeordnet ist, das ja eine Handbreit unter dem Nabel angesiedelt ist.
Wenn das Element Wasser im Gleichgewicht ist, dann wird der Mensch diese Eigenschaften in einer für ihn selbst und sein Umfeld gesunden und verträglichen Art und Weise leben.
Zu wenig Wasser führt dazu, dass der Mensch seine Emotionen und Gefühle (im Sinne der Körperwahrnehmungen) nicht oder nur unzureichend wahrnehmen kann. Oder er verdrängt sie einfach, um nicht agieren oder reagieren zu müssen.
Zu viel Wasser führt dazu, dass der von seinen Emotionen und Gefühlen überrannt wird, sie nicht in gesunden Maßen halten kann. Emotionen sind ja auch die Triebfeder aller Motivation. Und übermotiviert durch zu intensive Emotionen zu sein bedeutet weder die eigenen noch fremde Grenzen zu respektieren. Und damit kann der Mensch großen Schaden bei sich und seiner Umwelt anrichten.
Das Element Wasser unterstützt eher das feminine Prinzip und wird daher oft aus diesem Gesichtspunkt als “weibliche Energie” bzw. als weibliches Element gesehen.
Element Feuer – Tejas od. Agni
Das Element Feuer steht für Impulsivität, Geradlinigkeit und Tatkraft. Es ist auch die Kraft der Veränderung, und herrscht mit seiner Dynamik und Energie über den unreflektierten Willen. Feuer ist dem Manipura, dem Nabelchkara oder Solarplexus-Chakra, zugeordnet.
Wenn das Element Feuer im Gleichgewicht ist, dann wird der Mensch diese Eigenschaften in einer für ihn selbst und sein Umfeld gesunden und verträglichen Art und Weise leben.
Zu wenig Feuer führt dazu, dass dem Menschen jeglicher Wille zu Veränderung fehlt. Selbst Verhalten, das er bereits als für sich oder seine Umwelt als schädlich erkannt hat, wird beibehalten. Auch kann sich ein Mensch mit zu wenig Feuer nicht durchsetzen. Mit viel zu wenig Feuer kann er nicht mal daran denken sich durchzusetzen. Wenn mehrere solcher Menschen zusammentreffen kann diese Gruppe/Partnerschaft durchaus in einer Lose-Lose-Situation untergehen, einfach weil sie keine Entscheidungen treffen kann.
Zu viel Feuer führt zu übertriebener Konfliktbereitschaft, Streitsucht und damit unter Umständen viel zerschlagenem Porzellan und schweren Verletzungen in allen zwischenmenschlichen Beziehungen.
Das Element Feuer unterstützt eher das maskuline Prinzip und wird daher oft aus diesem Gesichtspunkt als “männliche Energie” bzw. als männliches Element gesehen.
Element Luft – Vayu
Die Luft ist das Element der Bewegung, der Reflexion sowie des Geistes allgemein. Intellektuelle und geistige Fähigkeiten sind diesem Element zugeordnet. Es fordert zu Klarheit und Unterscheidungsfähigkeit heraus.
Diese Unterschiedungsfähigkeit wird direkt herausgefordert, ist das Element Luft doch dem Anahata, dem Herzchakra zugeordnet. Und das Herzchakra wird mit der Liebe in Verbindung gebracht, wobei doch Emotionen im Element Wasser im Sakralchakra (auch Sexualchakra) zu finden sind. Unterscheide hier klar zwischen Verliebheit, einer Emotion, und wahrer Liebe, einem Geisteszustand. Siehe dazu auch den Artikel Das Dreieck der Intimität.
Wenn das Element Luft im Gleichgewicht ist, dann wird der Mensch diese Eigenschaften in einer für ihn selbst und sein Umfeld gesunden und verträglichen Art und Weise leben.
Zu wenig Luft führt dazu, dass der Mensch seine intellektuellen Fähigkeiten “nicht auf die Straße bringt”. Er wird auf fast naive Art einfache trügerische Sachverhalte oder zwischenmenschliche Betrügereien nicht durchblicken und seine eigene Gedankenwelt für sich zurechtlügen, um das Weltbild aufrechtzuerhalten,
Zu viel Luft führt dazu, dass der Mensch aus Überfluss an intellektuellen Gedanken den Kontakt zur Realität verliert, und in seiner “Luft” hinwegschwebt. Da Luft ja auch das Element des Geistes ist verwechseln viele den Luftüberschuss mit spiritueller Aktivität. Dazu aber mehr beim Element Akasha
Das Element Luft unterstützt eher das maskuline Prinzip und wird daher oft aus diesem Gesichtspunkt als “männliche Energie” bzw. als männliches Element gesehen.
Element Geist (Äther) – Akasha
Akasha ist das subtilste der fünf Elemente, also mit rein irdischen Maßstäben am schwierigsten zu erfassen. Akasha ist der alles durchdringende Inhalt des Raumes, die ewige Existenz. Es steht auch für das Verständnis der tiefen Bedeutung, der Quintessenz, von allen materiellen, psychischen und geistigen Dingen. Akasha lässt also die wahre Natur von allem erkennen.
Wenn das Element Akasha im Gleichgewicht ist, dann wird der Mensch diese Eigenschaften in einer für ihn selbst und sein Umfeld gesunden und verträglichen Art und Weise leben.
Zu wenig Akasha führt dazu, dass der Mensch völlig in seinen irdischen Bedürfnissen verloren geht, selbst wenn alle anderen vier Elemente völlig in Balance sein sollten. Ein schwerer Mangel an bzw. die völlige Absenz von Akasha führt dazu, dass der Mensch völlig unfähig wird seine Wertschätzung gegenüber wichtigen Mitmenschen oder wichtigen Vorgängen und Dingen zu fühlen. Dieser Mensch wird seine echte Wertschätzung völlig verlieren. Stattdessen wird er diese Wertschätzung auf sehr banale Dinge wie selbstbestimmte Rituale, willkürliche Regeln und eigen-interpretierte Sexualität übertragen.
Zu viel Akasha führt ähnlich wie zu viel Luft dazu, dass der Mensch den Kontakt zur Realität verliert. Wirklich alles wird zum hochgeistigen Spektakel und zur spirituellen Erfahrung erhoben und der Mensch möchte für seine Fortschritte Anerkennung erhalten.
Ein Zu-Viel an Akasha ist meist jedoch sehr flüchtig und damit sehr schnell wieder verschwunden. Zum einen ist dies ein Hinweis auf einen noch lange nicht gesunden Umgang mit dem Element Akasha, und zum anderen gelten diese Übergänge – so man daran glauben möchte – als sehr angreifbare Zeiten für Fremdenergien, Energievampire und andere Schmarotzer.
Priester und Hohepriester
Das Element Akasha unterstützt das Bestreben der Illusion Maya sich wieder mit dem Bewusstsein Brahman zu vereinigen. Es ist daher sowohl maskulin/männlich, als auch feminin/weiblich. Akasha ist ja auch das Element der hochgeistigen spirituellen Dinge.
Vielfach wird die Ähnlichkeit von Akasha mit dem Element Luft als Argument verwendet, warum Männer besser für Rollen als geistig spiritueller Vermittler à la Hohepriester geeignet sind. Konkret geht es um den Unterschied “geistig” versus “hochgeistig”. Und genau DAS ist auch schon das beste Beispiel für den Unterschied zwischen “geistig” und”hochgeistig”: Luft, männlich ist geistig. Zu viel Luft wird mit “hochgeistig”, also Akasha verwechselt.
Noch eine begriffliche Sache: Ursprünglich sind Priester da, um Zeremonien und Rituale zu leiten. Hohepriester sind da um “Energiearbeit” zu leisten. Beispiele für Energiearbeit sind u.a. die ganz ursprünglichen Sakramente im frühen Christentum. Bis (vielleicht aufgrund Mangels an talentiertem Fachpersonal?) die Sakramente zu Ritualen umgewandelt wurden, die dennoch Kirchenpersonal für ihre Durchführung einfordern.
Akasha ist also gleichermaßen feminin wie maskulin, ohne Wertung. Und es ist damit auch das Element, das männliche Elemente und weibliche Elemente zusammen bringen kann und zugleich das Konzept, das Maya und Brahman vereinigen kann.
Warnhinweis auf Missverständnis
Achtung, liebe Männer: Alle Elemente, und damit alle Energien sind Maya, und damit feminines Prinzip, und daher weiblich. Wenn ihr euch in eurer “männlichen Energie” fühlt so seid euch bewusst, dass ihr in einer weiblichen Energie seid, die eher das maskuline Prinzip unterstützt…
Fünf Elemente: Wie komme ich in Balance?
Verschiedene Ernährungsempfehlungen und Nahrungsmittelergänzungen. Aus dem Yoga: Paranayamas (Atemübungen). Mudras (symbolische Handhaltung). Asanas (Körperübungen). Meditation. Mantras und heilende Klänge. Nicht zu vergessen verschiedenste “Instant“-Erleuchtungen durch Gurus oder sogar nur als berieselndes Youtube-Videos.
Das Internet bietet sicher jede Menge Ratgeber zur Selbsthilfe an. Da es so viele verschiedene Ratgeber gibt, die jeder einzelne für sich jedes Problem sofort restlos löst, ist eher davon auszugehen, dass diese Instrumente im besten Fall ein Symptom statt der Ursache behandeln. Und das oft nur kurzfristig.
Monokausal, also auf einen Grund zurückführend, wird weder ein Mangel noch ein Überfluss von einem oder mehreren Elementen zu beheben sein.
Jeder anhaltende Mangel oder Überfluss eines oder mehrerer Elemente liegt in den Lebensumständen. Diese vom Menschen manifestierten und geschaffenen Umstände resultieren im Mangel bzw. im Überfluss und stabilisieren das jeweilige Element derart auf dem Niveau, auf dem es sich befindet.
Willst du nachhaltig die Balance eines Elementes herstellen, dann verändere dein Leben ganzheitlich, um diesen Zustand der Balance zu unterstützen.
Uuuuhhhhhh, das ist aber hart? Du willst das nicht hören? Ach ja? Du willst also echt von Pornosucht direkt in eine spirituelle Erleuchtung wechseln? Viel Glück dabei!