Die dissoziale Persönlichkeitsstörung oder antisoziale Persönlichkeitsstörung (APS) ist eine psychische Erkrankung und Verhaltensstörung. Sie sollte nicht mit der dissoziativen Identitätsstörung verwechselt werden.
— Wikipedia zu Dissoziale Persönlichkeitsstörung
Typisch für diese Persönlichkeitsstörung sind Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen, fehlendes Schuldbewusstsein sowie geringes Einfühlungsvermögen in andere. Oft besteht eine niedrige Schwelle für aggressives oder gewalttätiges Verhalten, eine geringe Frustrationstoleranz sowie mangelnde Lernfähigkeit aufgrund von Erfahrung. Beziehungen zu anderen Menschen werden eingegangen, sind jedoch nicht stabil. Zur APS gehört auch die Psychopathie.
Da es hier im Blog häufig um Dissoziationen geht hier eine Abgrenzung zwischen Dissozialer Persönlichkeitsstörung und Dissoziativer Persönlichkeitsstörung, und wie beide gemeinsam auftreten können.
Dissoziative Persönlichkeitsstörung
Die dissoziative Identitätsstörung ist dadurch gekennzeichnet, dass verschiedene Persönlichkeitszustände (dissoziative Identitäten) abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen übernehmen. Diese Identitäten verfügen über eigene Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Wahrnehmungs- und Denkmuster. Zusätzlich treten oft Erinnerungslücken zu Ereignissen oder persönlichen Informationen auf, die nicht mehr durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärbar sind.
— Wikipedia zu Dissoziative Identitätsstörung
Wie im Beitrag Anscheinend Normale Teile und Emotionale Teile erläutert wird, verwenden wir hier die Sichtweise der Theorie der strukturellen Dissoziation als Erklärungsmodell.
Wir unterscheiden hier drei Arten von Teilen:
- Einfache emotionale Teile: Einfache emotionale Teile kapseln schlicht eine überfordernde Situation ab, mit allen ihren überfordernden Emotionen. Sie kapseln jedoch nicht ihre Erinnerungen, sei es Faktenwissen oder andere Emotionen, vom Rest ab, sie geben diese Situation lediglich in einen sicheren Sandkasten, in dem diese toben können, ohne den Rest des Individuums zu beeinträchtigen.
- Komplexe / massive emotionale Teile: Massive emotionale Teile sperren im Gegensatz zu den einfachen emotionalen Teilen auch weitere Emotionen und/oder Erinnerungen weg, das Individuum hat keinen Zugriff darauf. Die Erinnerungen, das Faktenwissen und die beteiligten Emotionen selbst, wären zu überfordernd, wenn sie abrufbar wären. Daher werden sie verdrängt, und sind bis auf Weiteres nicht zugreifbar.
- Anscheinend normale Teile: Ist die Situation nicht nur massivst überfordernd, sondern zerstört sie als ganzes das Modell der Welt des Unbewussten, so kann sich ein anscheinend normaler Teil bilden. Dieser Teil ist anscheinend normal, hat alles, was eine eigene Persönlichkeit braucht. Und er agiert ganz alltagstauglich. Nur hat sich sein Modell der Welt so verändert, dass die Welt nach dem überfordernden Ereignis Platz findet. Im Zuge des Ereignisses direkt, oder in den darauffolgenden Ereignissen, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch EP’s entstanden, die möglicherweise völlig verdrängt sind. Das macht es manchmal sehr schwer dem anscheinend normalen Teil auf die Spur zu kommen.
Und im Extremfall wissen die derart entstandenen Teile nichts oder nur sehr wenig voneinander, und wir sind damit schon mitten in einer echten dissoziativen Identitätsstörung gelandet.
Mögliche Hinweise
Hinweise auf dissoziative Probleme (also auch schon lange bevor eine Diagnose zu Dissoziativen Persönlichkeitsstörungen gerechtfertigt ist) sind im Alltagsgeschehen so simple Hinweise wie (nur zwei Beispiele, hier geht es nicht um DIS):
- Plötzlich auftretende und ebenso plötzlich wieder verschwindende Kopfschmerzen.
Zum einen verändert die Veränderung der aktivierten Teile der Neurologie auch die Durchblutung im Gehirn, und kann dadurch zu Kopfschmerzen führen. Zum anderen kann der Schmerz eine Schutzfunktion darstellen, wenn der neu aktivierte Teil sich erst am laufenden Geschehen orientieren muss. - Bei eintönigen andauernden Beschäftigungen geht plötzlich der Fokus völlig verloren.
Z.B. kann der Mensch oft nicht Lesen, da der Kontext, der den Worten im Buch Sinn gibt, mit dem deaktivierten Teil verloren geht und der jetzt aktive Teil sich einfach nicht auskennt.
Ein starker Hinweis ist auch, wenn bei längeren Autofahrten plötzlich die Konzentration schlagartig abhandenkommt, und die Person fast nicht mehr in der Lage ist, das Fahrzeug zu steuern.
Dissoziale Persönlichkeitsstörung
Thema dieses Beitrages ist jedoch die Dissoziale Persönlichkeitsstörung. Sie wird auch Antisoziale Persönlichkeitsstörung genannt. Und bezeichnet eine Gruppe von Störungen, die auf gestörte soziale Fähigkeiten – insbesondere der Empathie – zurückzuführen sind.
Eine dissoziale Persönlichkeitsstörung wirkt sich negativ auf das zwischenmenschliche Verhalten aus. Menschen mit dieser Störung verhalten sich aggressiv und impulsiv, sind verantwortungslos und missachten die sozialen Normen. Die Gefühle anderer Menschen berühren sie nicht, Schuldgefühle sind ihnen fremd.
Das heißt jetzt nicht, dass diese Menschen dauernd als Psychopathen rumrennen. Meist wirken sie nach außen eher verschlossen, etwas eigenartig und vielleicht komplexbehaftet. Sie verstecken das, was bei anderen Menschen aneckt. Sie meiden diese negativen Konsequenzen.
Allerdings meiden sie diese negativen Konsequenzen nicht, um andere davor zu schützen. Durch die Empathiestörung könnten die anderen Menschen umfallen und sich vor Schmerzen winden, es wäre ihnen emotional egal.
Sie vermeiden diese negativen Konsequenzen, weil sie sich nicht mit dem Umfeld auseinandersetzen wollen. Die sind das einfach nicht wert.
Der Missbrauch
Allerdings haben die von der Dissozialen Persönlichkeitsstörung betroffenen Menschen oft Bereiche, wo sie ihren antisozialen Willen ausagieren
Und da eine Empathiestörung in der Regel durch signifikante emotionale Ereignisse in der Kindheit – z.B. Misshandlung oder Missbrauch – verursacht werden, ist dieser Bereich der Familie auch der Bereich, in dem am ehesten die von früher gestaute Aggression und Gewalt ausgelebt werden.
Das Opfer wird also zum Täter. Und da es dem Täter völlig egal ist, ob seine Opfer leiden geht es ihm nur um das Machtgefühl (wenn es Richtung Psychopath geht) oder den Lustgewinn (wenn es Richtung Sadist geht).
Nach außen völlig unscheinbar und durchschnittlich, aber daheim in den eigenen vier Wänden der Tyrann, der emotionalen, körperlichen und/oder sexuelle Gewalt nach Gutdünken auslebt.
Die Opfer sind schnell in einer Abhängigkeit gefangen, dass sie kaum je den Mut aufbringen auszusteigen. In der Regel haben sie auch keine eigenen Sozialkontakte, denen sie wirklich vertrauen können. Vielleicht ein oder maximal zwei umfassend vertraute Freunde, meist aus der Zeit vor der Beziehung. Und vielleicht noch ein oder zwei gute Bekannte aus der Nachbarschaft oder aus dem beruflichen Umfeld, denen in Teilbereichen vertraut wird.
Solch ein Sozialverhalten eines Partners ist ein Indiz für eine dissoziale Grundhaltung des anderen Partners.
In Kombination: Dissoziativ und Dissozial
Ganz einfach: Einer der Anscheinend Normalen Persönlichkeitsanteile ist antisozial geprägt und hat eine Form der Dissozialen Persönlichkeitsstörung.
Die anderen Persönlichkeitsanteile werden keine Empathiewunder sein, aber sie können zu normalem Sozialleben fähig sein.
Wenn dann aber zum Beispiel im Lebensbereich Familie Druck aus einer nicht erfüllten Erwartungshaltung (wo wir wieder bei den Komplexen wären) schaltet der Persönklichkeitsanteil um, und das Monster kommt hervor.
Die ganze Familie wird unbewusst darauf getrimmt all diese triggernden Situationen zu meiden, und der Fokus auf ein Miteinander geht völlig verloren.
Das ist am leichtesten an den Kindern zu sehen, die ihre Symptome der seelischen/körperlichen/sexuellen Gewalt in den üblichen bekannten Hinweisen als Hilfeschreie die keiner hören will hinausbrüllen.